Rückblick

Vielfalt Papier. Zwischen Kunst und Handwerk
9. Mai bis 20. Juli 2025, Kunstforum

Schneiden, falten, perforieren, weben, schöpfen, skulptural gestalten – die Möglichkeiten der Papiergestaltung scheinen unbegrenzt. Die Ausstellung zeigt unterschiedlichste Arbeiten von sieben ausgewählten Künstlerinnen. Gemeinsam ist ihnen die intensive Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten des Papiers und die Vielgestaltigkeit des sinnlichen Materials.

Von Burga Endhardt sind großformatige Graphit-Zeichnungen auf Transparentpapier aus der Werkreihe Gewand zu sehen. Ihre metallisch wirkenden Oberflächen treten in Dialog mit den farbigen Papierarbeiten von Maria Verburg. Sie verwendet für ihre Preziosen unterschiedlichste Materialien wie historisches Bütten oder eigene Kleisterpapiere.

Von ornamentalem Reiz zeigen sich die plastischen Buchobjekte von Helene Tschacher, die aus Buchabschnitten ungewöhnliche Reliefbilder gestaltet.

Dorothea Reese-Heim fasziniert mit Arbeiten aus der Papierfaser „Kozo“, die aus dem Rindenbast des japanischen Maulbeerbaums gewonnen wird. Ihre Plastiken bilden einen spannenden Kontrast zu den feinen Geweben von Maja Vogl. Ausgangsmaterial sind hier Papierfäden aus „Abaká“, die sie in sogenannter Ikat-Technik einfärbt. Ihre gewebten Schals wirken wie große Bilder.

Andrea Viebach variiert nicht nur das Papierschöpfen mit Leinenfaden, sie formt auch große, hauchdünne, teilweise doppelwandige Schalen. Innen zeigen sie abstrahierte Fotografien von Bäumen, die sich beim Umschreiten perspektivisch verändern.

Äußerst berührend ist eine Origami-Installation der japanischen Künstlerin Kyoko Takeuchi. Unzählige kleine gefaltete Schuhpaare gruppieren sich um ein Zeitungsfoto, das eine zerstörte Schule in der Ukraine zeigt. Die Schuhe erinnern an die Menschen, die gehen mussten.

Das vielfältige Material Papier lädt zum Staunen ein. Die Ausstellung lässt dabei die Grenzen zwischen bildender Kunst, Kunsthandwerk und Design fließend werden und trägt damit auch zu einer wachsenden Akzeptanz zwischen den Disziplinen bei.

Katharina Schellenberger. Innenleben
16. Februar bis 27. April 2025, Kunstforum 

Im Zentrum der Ausstellung stehen neuere Gemälde auf Leinwand aus Katharina Schellenbergers Serie „Innenleben“. Gesichter und fantastische Mischwesen sind in einen vielschichtigen Kosmos aus Farben und abstrakten Formen eingebunden. Die Bilder erscheinen ambivalent, mal märchenhaft poetisch, mal bedrohlich wie ein Alptraum. Die Motive der großformatigen Leinwände treten in Dialog mit Papierarbeiten, Objekten und einer Videoarbeit.

Katharina Schellenberger gibt ihren Gemälden keine Titel und lässt so den Assoziationen der Betrachtenden freien Lauf – eine Freiheit, die sie sich auch beim Malen und Gestalten bewahrt.

Ihre Kompositionen entstehen im Malprozess. Abstrakte Formen und Figuren überlagern sich wie Bilder in einem Traum. Aus einer zunächst ungegenständlich angelegten Malerei entwickelt die Künstlerin ihre Motive. Sie entstehen aus dem Verborgenen, unbewusst inspiriert von ihrer Umgebung, im ständigen Austausch mit der Malerei.

Seit langem sammelt die Künstlerin historische Porzellanpüppchen und -köpfe und gestaltet sie seit 2021 zu Objekten. Motive aus den Bildern, wie die puppenhaften Gesichter oder die spielzeugartigen Geschöpfe, finden sich in den plastischen Collagen wieder. Diese Assemblagen stellen kleine Kunstkammerstücke dar, die mit ihrem Humor und durch ihre Zerbrechlichkeit berühren.

Karl Siegfried Büchner. Was Malerei kann
17. November 2024 bis 2. Februar 2025, Kunstforum Oberschönenfeld

Karl Siegfried Büchner (1936 – 2009) suchte zeitlebens nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten in der Malerei. In den 1960er-Jahren wurde die Landschaft zu seinem bevorzugten Sujet. Dabei ging es ihm nicht um ihr Abbild, sondern um Landschaft als Experimentierfeld.

Charakteristisch für sein Werk wurde das Erforschen eines Motivs in „Testreihen“, wie er selbst sagte. Dabei spürte er sein Leben lang der Frage nach „was Malerei kann“. In diesem Kontext erprobte er stilistische Variationen sowie unterschiedliche Farbklänge und ging kompositorischen Fragen nach.

Die Ausstellung gibt anhand ausgewählter Werkgruppen einen Einblick in die Vielfalt seines malerischen Schaffens. Neben großformatigen Gemälden aus der Werkreihe „Amerikanische Landschaften“ ist eine Auswahl seiner Bierdorf-Bilder zu sehen. Rund zwölf Jahre lebte er in dem Weiler am Ammersee. Hier entstand die umfangreichste Serie seines Gesamtwerks.

In einer weiteren Motivgruppe erforschte Karl Siegfried Büchner das Element Wasser. Den Maler faszinierten Schatten, Reflexe und Spiegelungen ebenso wie die changierende Farbigkeit, die er abstrakt weiterdachte. Diese Bilder befinden sich in Privatsammlungen und sind daher selten öffentlich zu sehen.

Ergänzt werden die drei Werkgruppen durch Selbstbildnisse, in denen er sich selbstkritisch mit seiner Rolle als Maler auseinandersetzte.

Keramik trifft Wüstenlandschaft. Jochen Rüth und Hartmut Pfeuffer
28. Januar bis 7. April 2024, Schwäbische Galerie

Die Ausstellung „Keramik trifft Wüstenlandschaft“ zeigt den Dialog zwischen Keramikobjekten von Jochen Rüth sowie Gemälden und Zeichnungen von Hartmut Pfeuffer.

Fasziniert von den extremen Landschaften Nordafrikas, reiste der renommierte Maler und Grafiker Hartmut Pfeuffer ab 1990 beinahe jedes Jahr in die Sahara. Seine Eindrücke hielt er in Skizzen und detailreich ausgearbeiteten Bleistiftzeichnungen fest. Sie bildeten die Grundlage für die in feinster Maltechnik ausgeführten Ölgemälde in riesigen Formaten: Darstellungen von Lehmbauten mit faszinierend schönem Schattenspiel sowie Fels- und Dünenlandschaften. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl aus seinem umfangreichen Werk: großformatige Gemälde, ergänzt um fein gearbeitete Radierungen, Skizzenbücher und Bleistiftzeichnungen.

Die formale Nähe zwischen den gemalten Felsformationen und den frei geformten Keramikplastiken von Jochen Rüth erstaunt, wenn man bedenkt, dass die Werke der beiden Künstler parallel entstanden sind und keiner die Arbeiten des anderen kannte. Hitze, Kälte und Bodenerosion haben die Felsen geformt; Steinzeugtone versetzt mit Quarzsand bilden die Grundlage für die keramischen Massen, die sich Jochen Rüth selbst herstellt. Dazu kommt der Werkprozess des Formens, Trocknens, der Brennvorgänge und Oberflächengestaltung mit Salz und Asche. Risse und Brüche sind gewollt.

Seine mit den Händen frei modellierten Plastiken erinnern an erstarrte Lavablöcke. Inspiriert von Fundstücken aus der Natur versucht Rüth, geologische Prozesse sichtbar zu machen. Dazu formt er unterschiedliche Tonsorten in vielen Schichten. Manche dieser „Keramik-Geoden“ hat er aufgebrochen, um das Innere freizulegen. Anstelle von Kristallen entdecken wir zu Glas geschmolzene Glasuren und Keramikfragmente.

Ich male, also bin ich. Adi Hoesle
12. Februar bis 23. April 2023, Schwäbische Galerie

Der Ausstellungstitel nimmt Bezug auf den berühmten Satz des Philosophen René Descartes „Ich denke, also bin ich“. Die Fähigkeit zu denken und ein eigenes Bewusstsein zu entwickeln, ist die zentrale Voraussetzung für die individuelle Existenz. Die Kunstausstellung in der Schwäbischen Galerie ist von der Ausstellung „Über Grenzen. Menschen in Schwaben und ihre Geschichten“ inspiriert, die zeitgleich im Volkskundemuseum zu sehen ist.

Der Konzept- und Videokünstler, Maler und Fotograf Adi Hoesle ist ein Grenzgänger. Seine Arbeiten bewegen sich zwischen Kunst und Wissenschaft. Er ist Erfinder des Brainpainting. Hierbei machen es EEG-Gehirn-Computer-Schnittstellen möglich, einen PC durch das Gehirn zu steuern und digitale Bilder zu schaffen.

Nach einer Ausbildung zum Fachpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin studierte Adi Hoesle an den Kunstakademien in München und Nürtingen. Seit 2003 arbeitet er mit Prof. Andrea Kübler vom Institut für Psychologie der Universität Würzburg zusammen. Die Wissenschaftlerin erforscht seit über 20 Jahren das Brain-Computer-Interface. Die Methode wird vor allem in der Medizin genutzt. Sie ermöglicht es Menschen, die vollständig gelähmt sind, zu schreiben und zu sprechen.

Doch was hat das mit Kunst zu tun? „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“ (Paul Klee)

In der Videoarbeit Styx spürt Adi Hoesle der Sichtweise eines Jungen nach, bei dem im Alter von elf Jahren ALS diagnostiziert wurde. Die Krankheit führt zu Muskelschwund und ist unheilbar. Die Videoarbeit entstand aus mehr als 8.000 Fotos und 100 Videoclips, die alltägliche Szenen und Erlebnisse aus der Perspektive des Jungen nachzeichnen.

Das Video Die blinde Vorleserin, aufgenommen aus der Sicht von Claudia Böhme, entstand vor der gleichnamigen Arbeit im Museum. Diese gibt in großformatiger Blindenschrift drei Verse von Else Lasker-Schüler wieder. Die einzelnen Braille-Punkte werden durch kleine Gehirne gebildet, die sich in der Videoarbeit spielerisch tanzend mit den tastenden Händen verbinden.

In der Fotoserie I’m a model sehen wir Angela Jansen als Fotomodell. Aufgrund ihrer vollständigen Lähmung (Locked-in-Syndrom) kann sie nur mit den Augen kommunizieren.

Zwischen Neugier und Berührungsängsten hin- und hergerissen, werden für Besucher und Besucherinnen eigene Grenzen erfahrbar.

Möbel: Die Gute Form. Eine Auswahl aus der Region Augsburg
13. Februar bis 24. April 2022, Schwäbische Galerie

Jedes Jahr werden bei dem Wettbewerb „Die Gute Form“ ausgesuchte Gesellenstücke junger Schreinerinnen und Schreiner prämiert. Eine einzigartige Auswahl preisgekrönter Möbel aus der Region Augsburg ist nun in Oberschönenfeld zu sehen. Ergänzt um Gesellenstücke, die für ihre handwerkliche Ausführung ausgezeichnet wurden, sowie einzelne ausgewählte Meisterstücke begeistern die Möbel der Ausstellung durch handwerkliche Qualität, ausgefallene Hölzer und teils raffinierte Gestaltung.

Ein Möbel als Gesellenstück
Genau 80 Stunden Zeit haben junge Menschen zur Anfertigung ihres Gesellenstücks im Schreinerhandwerk, das sie vorher geplant haben. Dabei muss ihre „komplette Schreinerleistung“ bestimmte Vorgaben erfüllen. Vollholzflächen und furnierte Flächen müssen sie z. B. selbst anfertigen und mindestens 50 Prozent der Oberfläche handwerklich bearbeiten.

„Die Gute Form“:
eine gestalterische Herausforderung
Nach erfolgreich bestandener Gesellenprüfung können „frisch gebackene“ Schreinerinnen und Schreiner mit ihrem Möbel am Wettbewerb „Die Gute Form“ teilnehmen, wenn sie nicht älter als 25 Jahre sind und ihr Ausbildungsbetrieb Mitglied der örtlichen Schreinerinnung ist.

Eine mit verschiedenen Fachrichtungen besetzte Jury beurteilt die präsentierten Möbel nach Kriterien wie Form, Funktion, Originalität, Verarbeitung und auch dem Gesamteindruck: Stimmen die Proportionen? Harmonieren die Materialien? Sind passende Beschläge gewählt? Wie gut ist die Verarbeitung? Ist das Möbel praktisch und zeitgemäß? Wurde eine außergewöhnliche Idee gut umgesetzt?

Entscheiden Sie selbst: Was ist Ihr Lieblingsstück?